Mit der DSLR filmen – Darauf sollte man achten

Mit der DSLR filmen – darauf sollte man achten

Mit fast allen aktuellen Spiegelreflexkameras kann man heutzutage nicht mehr nur noch fotografieren, sondern auch Videos aufnehmen. Die Qualität der Videoaufnahmen ist beeindruckend. Aufgrund der Sensorgröße bieten DSLRs ein hohes Freistellpotenzial und mit den richtigen Linsen auch eine atemberaubende Schärfe. DSLR sind jedoch primär Fotoapparate und eben keine Videokameras. Das macht sich leider in der Handhabung und (Un-)Flexibilität bemerkbar. Für das Filmen mit DSLRs ist ein größerer Aufwand und zusätzliches Equipment erforderlich. Aus diesem Grund sind diese Kameras zwar nicht so sehr für Reportagen, aber in hohem Maße für szenisches Arbeiten sinnvoll.

Was braucht man, um mit der DSLR filmen zu können?

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Eine exemplarische Ausrüstung: Stativ mit Kugelkopf, ein Slider, Zoom H2 Audiorecorder mit angestecktem Lavalier-Mikrofon, Rode VideoMic Rycote, Nikon D5500 und Nikon Ai-S 50mm f/1,2

Unabhängig von der Art der Aufnahmen benötigt man zum Filmen natürlich zunächst einmal eine Kamera und ein einfaches Objektiv. Es gibt sicherlich Kameras, die sich besser oder schlechter zum Filmen eignen. Mit meiner Nikon D800 kann ich beispielsweise alle relevanten Einstellungen direkt beim Filmen ändern, während ich mit der D600 für manche Änderungen kurz die Aufnahme beenden und mit der D5500 sogar tief ins Kameramenü navigieren muss. Letztendlich ist das zwar umständlicher, das fertige Videomaterial unterscheidet sich jedoch am Ende nur marginal. Wer also günstig in die Welt des DSLR-Filmens einsteigen möchte, kann durchaus auch auf Einsteigermodelle zurückgreifen.

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Ein manuelles Objektiv: Nikon Ai-S 50mm f/1,2

Gleiches gilt auch für Objektive. Sicherlich sind die bekannten Prime-Objektive auch für die Videographie sinnvoll, aber für den Anfang tut es das Kit-Objektiv allemal. Sinnvoll kann es außerdem sein, sich auf dem Flohmarkt oder auf Kamerabörsen nach altgedienten manuellen Objektiven umzusehen. Beim Filmen mit der DSLR fokussiert man in der Regel manuell, weil der Autofokus im Videobereich noch nicht zuverlässig und gut genug funktioniert. Daher entsteht beim Nutzen solcher Objektive kein Nachtteil. Im Gegenteil – manuelle Objektive besitzen einen Blendenring, so dass man die Blende direkt am Objektiv einstellen kann. Außerdem sind sie neueren (Plastik-)objektiven beim manuellen Fokussieren haptisch weit überlegen und – ganz wichtig! – man bekommt sie wirklich sehr günstig.

Das Zubehör: Stativ, Slider, Steadycam

Je nach Einsatzgebiet lohnt sich die Anschaffung von speziellen Stativen und Vorrichtungen. Egal, welche Art von Videoprojekten umgesetzt werden sollen – ein Dreibeinstativ ist immer Pflicht. Gerade für Aufnahmen, in denen die Kameraposition nicht verändert wird und es nur darauf ankommt, dass die Kamera verwacklunsgfrei bleibt (z.B. Interviews oder einfache Youtube-Videos) ist ein solches Stativ ausreichend.

Es gibt jedoch auch Aufnahmen, in denen eine statische Kamera nicht ausreicht. Gerade wenn das Motiv schon statisch ist, bringt eine bewegte Kamera Dynamik ins Spiel. Bei einem Dreibeinstativ erreicht man dies z.B. durch einen Stativkopf mit Schwenkmöglichkeit. Es gibt aber auch andere Stative oder Vorrichtungen, die die Kamera fixieren und dennoch dynamische Bewegungen ermöglichen. Zum einen gibt es sog. Slider, auf denen die Kamera über eine bestimmte Strecke „gleiten“ kann. Der Aufbau gleicht einem Schienensystem. Durch langsame Slides wirken die Aufnahmen sehr smooth und hochwertig. Zum anderen gibt es sog. Steadycams, die das Freihandfilmen ermöglichen, Erschütterungen durch die eigene Körperbewegung jedoch dämpfen bzw. ausgleichen. Steadycams bieten die Möglichkeit von sehr dynamischen Aufnahmen, bei denen man das Motiv mit der Kamera verfolgen und die Perspektive eines Menschen nachahmen kann. So toll sich dies anhört, so schwierig ist jedoch der Umgang mit diesen Halterungen. Steadycams, die sich für ein normales DSLR-Setup eignen, sind leider sehr teuer. Meiner Erfahrung nach sind günstige Modelle allenfalls für Kompaktkameras geeignet.

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Ein Dreibeinstativ mit Kugelkopf und Slider mit 60cm Länge

Bei allen Arten von Stativen und Köpfen sollte man stets darauf achten, dass sie das Gewicht von Kamera, Objektiv und Mikrofon problemlos tragen können und damit eine gute Stabilität bieten. Außerdem sollten sie selbst möglichst leicht sein. In der Kombination jedoch hebt das den Anschaffungspreis leider deutlich nach oben.

Vernünftiger Ton durch externe Mikrofone

Auf den guten Ton kommt es an! Abgebildet sind zwei Audiorecorder und zwei Mikrofone: ein Ansteckmikrofon mit Kugelcharakteristik und ein Richtmikrofon
Auf den guten Ton kommt es an! Abgebildet sind zwei Audiorecorder (Zoom H5 und Zoom H1) sowie zwei Mikrofone: ein Ansteckmikrofon mit Kugelcharakteristik und ein Richtmikrofon (Rode VideoMic Rycote)

So genial die Bildqualität heutiger DSLRs im Videobereich ist, so schlecht ist oft leider auch der Ton. Die internen Mikrofone rauschen sehr oft und sind darüber hinaus auch anfällig für Störgeräusche. Schon in Innenräumen nehmen sie sehr viele Störgeräusche mit auf und im Aussenbereich sind sie aufgrund von Windgeräuschen, vorbeifahrenden Autos oder schreienden Kindern meist komplett nutzlos. Wer ernsthaft plant, seine Videos einem breiteren Publikum mit einem Mindestmaß an Qualitätsanspruch zugänglich zu machen, muss daher auf externe Mikrofone ausweichen. Zum Einsatz kommen hier oft Ansteckmikrofone, die zwar eine Kugelcharakteristik aufweisen und damit zunächst einmal Töne aus allen Richtungen aufnehmen, die aber aufgrund der Nähe zum Sprecher so gepegelt werden, dass man praktisch nichts anderes hört als den Sprecher selbst. Oft verwendet man auch Richtmikrofone, die in leichtem Abstand zu den Sprechern platziert (oft auch geangelt) werden. Diese Art Mikrofon nimmt hauptsächlich den Ton aus der Richtung auf, in die es gerichtet wird und blendet damit Störgeräusche auch weitgehend aus.

Es ist aus zwei Gründen sinnvoll, mit beiden Mikrofonen aufzunehmen. Erstens hat man ein Backup im Falle eines Ausfalls des einen Mikrofons und zweitens kann man beide Tonspuren mischen, um ggf. gewollte Umgebungsgeräusche mit einzubauen oder eine andere Tonwirkung zu erhalten.

Externe Mikrofone kann man theoretisch in den Eigang der DSLR einstecken und damit direkt von der Kamera aus aufnehmen. Da jedoch die meisten Verstärker der Kameras ein störendes Rauschen verursachen, würde man sich damit die Tonaufnahmen ruinieren.

Zwar hat man im gewissen Rahmen die Möglichkeit, das Rauschen in der Tonspur digital zu entfernen (Audacity ist z.B. ein kostenloses Programm, das dies ermöglicht), sinnvoller ist es jedoch, sich gleich einen externen Audiorecorder (also ein Tonaufnahmegerät) anzuschaffen, welchen die Tonspur getrennt von der Videoaufnahme speichert. Diese Geräte bieten die Möglichkeit, den Ton mittels Regler individuell zu pegeln. Außerdem sind sehr gute Verstärker verbaut, die klare und rauschfreie Aufnahmen ermöglichen. Ein Nachteil besteht zwar darin, dass die getrennt aufgenommene Tonspur erst noch mit dem Video synchronisiert werden muss – das geht jedoch sehr schnell, wenn die interne Tonaufnahme als Referenz nimmt.

Worauf man sonst noch achten sollte

Ich habe in letzter Zeit zahlreiche Video-Projekte mit verschiedenen DSLRs umgesetzt. Dabei sind auch einige „Probleme“ aufgetreten, die vermeidbar sind, wenn man die Schwächen der DSLR beim Filmen kennt:

Erstens sollte man darauf achten, dass man wirklich genügend Akkus hat. Das klingt trivial und ehrlich gesagt habe ich solche Aussagen für das Fotografieren persönlich immer etwas belächelt. Ich habe nur in den seltensten Fällen bei Sportveranstaltungen, in denen ich hunderte Fotos pro Kamera geschossen habe, einen Akku wechseln müssen. Aus diesem Grund hatte ich bei privaten Tagesausflügen eigentlich auch nie weitere Akkus bei mir. Beim Filmen ist das aber eine völlig andere Sache. Wenn man größere Projekte plant, bei denen die Kamera mehrere Stunden läuft, benötigt man definitiv einige Akkus. Ich hatte zuletzt für zwei DSLRs 6 Akkus in der Fototasche. Und eigentlich waren das noch zu wenige. Der Grund, warum DSLRs so viel Saft benötigen, ist ganz einfach: Für die Kamera ist das Filmen vergleichbar mit kontinuierlichem Fotografieren. Sie belichtet permanent, speichert die Daten permanent und zeigt dazu das Gefilmte noch permanent im Liveview an. Das führt nicht nur zu einem hohen Energieverbrauch, sondern ebenso zu einer enormen Hitzeentwicklung. So kam es bei mehreren Projekten auch zu temporären Ausfällen, weil die Kameras durch die Kombination von interner Hitzeentwicklung und Sonneneinstrahlung einfach zu heiß wurden und sich deshalb abschalteten. Wer also Outdoorprojekte plant, sollte die Kamera entweder in den Schatten stellen oder sie mit Sonnenschirmen oder Ähnlichem abdecken.

Von Steffen Körber

Mein Name ist Steffen Körber und ich bin leidenschaftlicher Fotograf, Ausrüstungs-Freak und Blogger für action-photos.de Über meine Begeisterung für Sport bin ich durch Zufall zur Fotografie gekommen. Daraus entwickelte sich schnell eine Leidenschaft mit der Ambition, Fotografie professionell zu betreiben.