Fehler im Portfolio eines Fotografen
Egal, ob man damit Kunden gewinnen oder Freunde beeindrucken will – das Portfolio ist das Aushängeschild eines jeden Fotografen. Damit dieses auch wirklich seinen Zweck erfüllt, sollte man bei der Zusammenstellung die folgenden acht Fehler tunlichst vermeiden.
1. Ich kann alles fotografieren
Viele Fotografen tendieren dazu, möglichst alle Gebiete der Fotografie abzudecken. Bei den Hobbyfotografen mag es am Anspruch liegen, seinen Freunden und Bekannten zu zeigen, wie vielseitig man ist. Bei den Berufsfotografen ist es vielleicht eher die Annahme, einen größeren Kreis potenzieller Kunden anzusprechen. Doch macht es wirklich Sinn, gleichzeitig Hochzeitsfotografie, Architekturfotografie und Sportfotografie zu betreiben? Ich glaube nicht. Die besten Fotografen-Portfolios, die ich gesehen habe, waren stets diejenigen, die sich auf ein oder wenige Gebiete spezialisiert haben! Drei Thesen, warum das so ist:
- Wer Spaß auf seinem Gebiet hat, ist kreativer und macht bessere Fotos!
- Wer sich auf wenige Gebiete spezialisiert, sammelt dort mehr Erfahrung.
- Die Ausrüstung kann kompromissloser gewählt werden.
Sinnvoller, als die vermeintliche Vielseitigkeit in mehreren Portfolio darzustellen, ist es, sich langfristig ein starkes Portfolio zu einem Gebiet der Fotografie aufzubauen.
2. Zu wenig Abwechslung
Nimmt man eine Tätigkeit wie das Fotografieren freiwillig auf sich, dann tut man das oft aus Begeisterung und Freude an der Fotografie. Mit der Begeisterung spornt man sich an, besser zu werden. Mit der Zeit bekommt man Routine und ist in der Lage, zuverlässig gute Fotos zu machen. Oftmals sind es aber dann immer die gleichen Fotos von unterschiedlichen Motiven. Um sich selbst weiter anzuspornen und den Kopf wach zu halten, rate ich dringlichst dazu, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Ob es eine andere Brennweite oder ein anderer Aufnahmewinkel ist – Hauptsache man bleibt kreativ und schaut über den eigenen Tellerrand. Das führt zwangsläufig dazu, dass das eigene Fotografen-Portfolio abwechslungsreicher wird.
3. Mehrere Fotos aus einer Serie
Wenn man eine tolle Fotoserie produziert hat, mag es verlockend erscheinen, gleich mehrere Fotos davon in sein Portfolio einzubinden. Das geht jedoch auf Kosten der Abwechslung und damit auch der Aufmerksamkeit des Betrachters. Zeigt man ein grünes Motorrad beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve, erkennt der Betrachter, dass man diese Art der Aufnahme beherrscht. Man muss also nicht noch ein Bild von einem roten und einem gelben Motorrad hinzufügen oder das grüne Motorrad in einer anderen Kurve zeigen.
4. Zu schnell ausgewählt
Ebenso verlockend, wie zu viele Fotos einer Serie zu wählen ist es, sie zu schnell zu wählen. Ganz stolz auf die neuen Bilder ist man gerade in Zeiten der sozialen Medien schnell in Versuchung, diese auch sofort zu publizieren. Oftmals ist es aber sinnvoll, mit einem Abstand von einigen Tagen die „besten“ Fotos der Serie nochmal zu betrachten und dann erst den Favoriten auszuwählen.
5. Veraltetes Portfolio
Hat man einmal ein Portfolio zusammengestellt, ist es noch lange nicht damit getan. Ein attraktives Fotografen-Portfolio zeigt durchaus das „best-of“ des Fotografen – dieses erweitert und verbessert sich aber hoffentlich mit andauernder Produktion. Man sollte das Portfolio natürlich nicht zu leichtfertig und oft verändern, aber pflegen und in bestimmten Zyklen aktualisieren sollte man es schon. Gerade als Anfänger lernt man noch unglaublich schnell, so dass man falsch eingeschätzte Bilder auch wieder aus dem Portfolio nehmen und stattdessen neue und bessere Fotos einsetzen kann.
6. Laaaaangweilige Bilder
Menschen lieben Bilder, die Geschichten erzählen und Emotionen zeigen. Ist ein Bild auch technisch noch so perfekt – solange es keine Story erzählt, ist es nicht viel wert. Eine Ansammlung von Bildern, die nur zeigen, dass man das Handwerk Fotografie einigermaßen beherrscht, ist daher nicht empfehlenswert. Man sollte bei der Bildauswahl daher lieber darauf achten, was das Bild aussagt.
7. Uneinheitliche Darstellung
Oftmals kann man auch beobachten, dass Bilder – weil sie vielleicht zu unterschiedlicher Zeit bearbeitet und mit unterschiedlicher Ausrüstung aufgenommen wurden – auch sehr unterschiedlich aussehen. Man sollte darauf achten, dass die Fotos formal alle gleich verarbeitet werden. Das betrifft mindestens das Seitenverhältnis und die Größe und sollte auch etwaige Wasserzeichen betreffen. Auch die Art der Bearbeitung sollte in die gleiche Richtung gehen.
8. Kein eigener Stil
Eng mit der Bearbeitung verbunden ist auch der eigene Bildstil. Was genau der eigene Bildstil ist, ist schwer zu beschreiben. Das beginnt natürlich bei den Rohdaten, die abhängig von der Kameraeinstellung und dem „Auge des Fotografen“ (Was der Fotograf wie genau fotografiert) sind und geht weiter bei der Nachbearbeitung am Computer. Um wahrgenommen zu werden, ist es sinnvoll, ein Portfolio zu haben, das sich von dem anderer Fotografen eindeutig abhebt. Man sollte sich diese Individualität natürlich nicht auf Kosten der Qualität erkaufen. Vielmehr sollte man eine genaue Vorstellung davon entwickeln, wie man den favorisierten Bereich der Fotografie selbst versteht und wie man ihn repräsentieren möchte. Was ist mir z.B. an der Sportfotografie wichtig und mit welchen Mitteln kann ich den Sport wie darstellen?