Sportfotograf werden – aber wie?
Viele Menschen sind sportbegeistert und fotografieren gerne. Da liegt es doch nah, einfach beides miteinander zu verknüpfen. Doch wie schafft man es in die Riege der professionellen Sportfotografen? In diesem Artikel möchte ich ein paar Tipps geben, wie der Einstieg in die professionelle Sportfotografie gelingen kann.
Die Sportart kennen (und lieben)
Man könnte meinen, dass es das wichtigste ist, eine teure und umfangreiche Ausrüstung zu haben, um Sportfotograf zu werden. Viel wichtiger ist es jedoch, einen persönlichen Zugang zu den Sportarten zu haben, die man fotografieren möchte. Man muss mit Begeisterung dabei sein und die Sportart und ihre Eigenheiten kennen, um das, was den Sport ausmacht, auch in Bildern festhalten zu können. Nur dann kann man wichtige Momente antizipieren und besondere Emotionen einfangen. Bei der Masse an Bildern, die täglich produziert werden, ist es unabdingbar, die richtigen Momente einzufangen und mit den Bildern zu begeistern, um überhaupt eine Chance am Markt zu haben.
Fotografische Grundlagen
In der Sportfotografie ist es ganz besonders wichtig, dass man das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO versteht und in der Praxis nach Belieben ändern und anpassen kann, um die jeweils gewünschte Wirkung zu erzielen. Je nach Sportart variieren die Aufnahmebedingungen so stark voneinander, dass man genau wissen muss, was man tut, um jederzeit zuverlässig gute Ergebnisse zu erzielen. Einmal fotografiert man bei starkem Gegenlicht Fussball in der Mittagszeit, ein anderes Mal sitzt man beim Handball in einer Halle, in der man beinahe ein Nachtsichtgerät benötigt. In manchen Situationen kann es angebracht sein, die Action einzufrieren – in anderen möchte man die Bewegungsunschärfe einfangen, um dem Bild Dynamik zu verleihen. All das geht nur, wenn man die Parameter der Fotografie versteht und die Eigenheiten der eigenen Ausrüstung kennt. Sportfotografie ist mitunter so techniklastig und schnell, dass es unumgänglich ist, die Ausrüstung aus dem „Effeff“ zu kennen und wortwörtlich blind bedienen zu können.
Ausrüstung
Sportfotografie ist wie kaum ein anderes Gebiet der Fotografie von besonders leistungsfähiger und teurer Technik abhängig. Gründe dafür sind:
- Die Anforderung, Action auch bei schlechten Lichtverhältnissen einzufrieren oder einzelne Sportler extrem freizustellen, verlangt nach sehr lichtstarken Objektiven mit langer Brennweite, deren Neupreis dem eines Kleinwagens entspricht.
- Widrige Bedingungen bei diversen Sportarten setzen Staub- und Spritzwasserschutz der Ausrüstung voraus.
- Der Alltag eines Sportfotografen ist geprägt von häufigem Reisen und teilweise grobem Umgang mit der Ausrüstung – weshalb diese sehr robust sein muss.
- Um möglichst viele Bereiche des Spielfeldes mit maximaler Qualität fotografieren zu können, arbeiten Sportfotografen mitunter mit 4 Kameras parallel.
Gerade am Anfang der „Karriere“ als Sportfotograf ist es jedoch gar nicht nötig, allzu viel in teure Ausrüstung zu investieren. Denn solange man noch Amateur ist, muss man nicht unter allen Umständen Topqualität abliefern. Und in vielen Fällen ist eine solide sporttaugliche DSLR mit einem 70-200mm 2,8 Zoomobjektiv die beste Wahl. Nicht umsonst hat so gut wie jeder professionelle Fotojournalist diese Brennweite immer bei sich. Eine gebrauchte semiprofessionelle Kamera und ein 70-200/2,8 ist die ideale Wahl für jeden, der ernsthaft Sportfotografie betreiben möchte. Weiterführende Infos zum Thema gibt es im Artikel Sportfotografie – ein teures Hobby?
Übung macht den Meister
Nach dem berühmten Fotografen Helmut Newton sollen die ersten 10.000 Fotos ja bekanntlich die schlechtesten sein. In der Sportfotografie darf man gerne noch eine Null dranhängen. Da es sehr viele verschiedene Sportarten gibt, die auch noch unterschiedlich fotografiert werden können, gibt es natürlich viel Übungsbedarf. Und weil man in der Sportfotografie tendenziell viele Fotos schiesst, ergibt es sich von selbst, dass man beim Üben auf viele Auslösungen kommt (ein Grund mehr übrigens, eine gebrauchte ältere Profikamera zu kaufen). Man sollte die Gelegenheit als Amateur nutzen, keinen Druck von Agenturen oder Redaktionen zu haben, und einfach Dinge ausprobieren. Das führt nicht nur dazu, dass man in der Praxis die Technik verstehen lernt, sondern auch dazu, dass man kreative Zugänge zur Fotografie findet und im besten Fall einen eigenen Stil entwickelt, der sich von der Masse an Sportfotografen abhebt. Außerdem kann man sich damit prima ein Portfolio zusammenstellen.
Gelegenheiten zum Üben gibt es viele: In jeder Ortschaft gibt es Sportvereine und öffentlich zugängliche Sportveranstaltungen, bei denen man schon als normaler Zuschauer gute Positionen zum Fotografieren erhält. Viele Vereine freuen sich und sind äußerst dankbar, wenn man Ihnen Fotos für die Vereinshomepage oder Social-Media-Kanäle zur Verfügung stellt: so ergeben sich oft erste Kooperationen und/oder Zugänge außerhalb des Zuschauerbereichs nah am eigentlichen Geschehen.
Ein Tipp für allen Hundebesitzer: Beim täglichen Gassigehen kann man sich wunderbar auf die Sportfotografie vorbereiten. Wer es schafft, tolle Hundefotos zu machen, der hat technisch gesehen auch das Zeug dazu, tolle Sportfotos zu schiessen. Und je länger die Übungssession dauert, desto mehr freut sich auch der Wauwau!
Ein Portfolio aufbauen
Ein starkes Portfolio ist der Schlüssel zum Erfolg eines jeden Fotografen. Wer ernsthaft erwägt, die Sportfotografie professionell zu betreiben, muss irgendwann den Fuß in die Tür von Redaktionen oder Agenturen bekommen. Das gelingt nur, wenn man sein Können und Talent auch in Form eines aussagekräftigen Portfolios präsentieren kann. Solange die Bilder gut sind, ist es völlig egal, ob diese bei Amateur-Sportveranstaltungen entstanden sind. Ein gutes Portfolio zeigt in der Regel eine Auswahl der besten Fotos. Das hört sich zunächst plausibel und einfach an – trotzdem gibt es dabei einiges zu beachten. In einem anderen Artikel habe ich die 8 häufigsten Fehler im Portfolio eines Fotografen zusammengefasst.
Akkreditierung für große Sportevents
Natürlich möchte man Sportfotograf werden, um irgendwann auch in der Fussball Bundesliga oder der DTM fotografieren zu können. Das geht nur mit einer Akkreditierung. Der Wunsch, bei solchen Veranstaltungen zu fotografieren, ist jedoch weit verbreitet. Und aus genau diesem Grund macht es auch Sinn, dass nicht gleich jeder akkreditiert wird, der eine DSLR besitzt. Stattdessen muss man entweder einen Presseausweis oder einen Redaktionsauftrag vorweisen – in vielen Fällen sogar beides. Vorsicht ist bei unseriösen Verbänden geboten, die gegen Gebühr jedem ohne Nachweis der journalistischen Tätigkeit einen sog. Presseausweis ausstellen. Bei Akkreditierungen im Profi-Fussball werden Ausweise von anerkannten Verbänden verlangt. Dazu gehören z.B. Verband Deutscher Sportjournalisten, Deutscher Journalisten-Verband, Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. Einen Presseausweis bei seriösen Verbänden erhält man in der Regel dann, wenn man den Nachweis erbringen kann, dass man mit journalistischer Arbeit den Großteil seines Lebensunterhaltes verdient.
Bei Zeitungen/Agenturen bewerben
Mit einem gelungenen Portfolio kann man eine Bewerbung bei einer Zeitung oder Agentur angehen. Die größte Chance hat man zu Beginn sicherlich bei kleineren regionalen Zeitungen, die ihre Bilder nicht ausschließlich von großen Agenturen einkaufen. Eine solche Kooperation läuft jedoch meistens auf kleine regionale Sportveranstaltungen hinaus – hin und wieder finden aber in jeder Region auch größere Veranstaltungen statt, zu denen man durch den Redaktionsauftrag dann Zugang erhält. Das kann wiederum das eigene Portfolio weiter vorantreiben. Wer jedoch dauerhaft große Veranstaltungen fotografisch begleiten möchte, muss sich um eine Zusammenarbeit mit einer großen Agentur bemühen. Wichtig hierbei ist es, sich und sein fotografisches Talent richtig einschätzen zu können. Eine Bewerbung sollte wirklich nur dann erfolgen, wenn man ein starkes Portfolio aufweisen kann. Alles andere ist schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Und selbst mit einem starken Portfolio ist es nicht gesagt, dass man sich gegen die große Konkurrenz behaupten kann.
Größere Chancen hat man dagegen bei kleineren Magazinen, die Randsportarten bedienen. Hier ist die Konkurrenz deutlich geringer. Besonders interessant ist das natürlich für diejenigen, die privat ohnehin gerne solche Sportarten betreiben bzw. bereits fotografieren.
Wer wirklich Sportfotograf werden möchte, sollte sich Zeit nehmen, Erfahrungen zu sammeln und sich nicht entmutigen lassen, wenn es nicht gleich klappt. Wer mit Begeisterung Sport fotografiert und bereit ist, sich immer weiter zu verbessern, der wird es auf lange Sicht auch schaffen, Sportfotograf zu werden.